„Wir kicken gemeinsam“: SV Teutonia Köppern erhält Sepp-Herberger-Urkunde

Wenn am 10. April die Sepp-Herberger-Urkunden im schweizerischen Spiez verliehen werden, steht das TEAM UNITED ganz oben auf dem Treppchen. Denn Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball belegen wir mit unserer inklusiven Fußballgruppe.

Strahlende Gesichter, Ausgelassenheit, Freude pur – diese Bilder wiederholen sich Jahr für Jahr, wenn der SV Teutonia Köppern sein inklusives Fußball-Camp in den hessischen Sommerferien austrägt. Das Motto „Wir kicken gemeinsam“ ist Programm und zeigt die Maxime, die die Veranstalter seit etlichen Jahren verfolgen.

Bereits seit sechs Jahren gibt es die inklusive Fußballmannschaft „Team United“. „Aber begonnen hat alles schon viel früher“, berichtet Trainer und Macher Bruno Pasqualotto, „das war im Jahr 2010. Ich war damals Jugendtrainer und ein Junge mit einer geistigen Behinderung ist zu uns zum Training gekommen. Ich habe die anderen Spieler informiert, dass nun jemand dabei ist, der vielleicht etwas langsamer in der Umsetzung ist. Aber das hat toll geklappt. Der Junge mit Handicap war zunächst etwas verunsichert, aber es hat nicht lange gedauert, bis er ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Dann hat es aber noch drei Jahre gedauert, bis wir eine inklusive Mannschaft installiert haben.“ Im „Team United“ kicken Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderung zusammen, ohne Berührungsängste, ohne Argwohn und ohne Vorbehalte. Die Freude am Fußballspielen steht im Vordergrund, bringt Abwechslung und mehr gegenseitiges Verständnis in unserer schnelllebigen Welt, die es Menschen mit Behinderung nicht immer einfach macht, sich im Alltag zurechtzufinden und zu entfalten.

Nachfrage um das Zehnfache gestiegen

„Wir haben mit fünf Spielern angefangen, aber die Nachfrage war und ist enorm. Es waren dann 25, jetzt sind es 52“, sagt Pasqualotto stolz. Das Projekt des SV Teutonia ist eine wahre Erfolgsgeschichte. Das Alter der Spielerinnen und Spieler liegt zwischen acht und 42 Jahren. Das wöchentliche Training bringt die Akteure immer wieder zusammen, in der Arbeit mit und ohne Ball wird neben der Fertigkeit mit der Kunststoffkugel auch das Kennenlernen, Miteinander sowie das gegenseitige Vertrauen geschult. „Auch das Feedback der Eltern ist toll“, hebt Pasqualotto hervor, „es ist wie eine Schule fürs Leben.“ Auch Menschen, die nie zuvor Fußball gespielt haben, wurden für das „Team United“ gewonnen und sind heute mit großem Spaß bei der Sache.

Immer wieder stehen Freundschaftsspiele auf dem Programm. Außerdem geht das Team bei Freizeitturnieren an den Start. Doch das alljährliche Highlight ist und bleibt das inklusive Fußball-Camp. Vier Tage lang kommen wie zuletzt 60 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zusammen. Das Gruppenerlebnis spielt eine besondere Rolle. Seit Ende Januar sind wieder alle 60 Plätze für das kommende Camp vergeben, wer einmal da war, der will auch im nächsten Jahr wiederkommen.

Fußball-Camp fördert das respektvolle Miteinander

„Im Vordergrund unseres Camps stehen natürlich der Fußball und der gemeinsame Spaß am Sport. Allerdings gehört auch der respektvolle Umgang aller Teilnehmenden, das Eingehen des etwas Stärkeren auf den vermeintlich Schwächeren, sowie das Fair Play in der Gruppe zum täglichen Programm“, skizziert Pasqualotto das Credo der Initiative. „Genau diese Ziele und die dahinterstehenden Werte haben die Team-United-Fußball-Camps über die Jahre hinweg ausgezeichnet“, erklärt der Mann, der maßgeblich an der Umsetzung der Idee mitgearbeitet hat.

Allerdings vergisst er nicht, seine zahlreichen überaus motivierten Mitstreiter und Helfer zu erwähnen. Denn ein solches Fußball-Camp kann selbstverständlich nicht aus dem Stegreif organisiert und umgesetzt werden. Es bedarf einer ausführlichen Planung und Logistik. „Wir haben inzwischen eine Trainerriege von acht Leuten“, so der 49-jährige Pasqualotto, „hinzu kommen drei Personen, die sich zusätzlich um die Organisation kümmern.“

„Geht es nächste Woche weiter?“

Am letzten Tag des Camps wird schon traditionell mit allen Teilnehmenden und ihren Angehörigen gegrillt. Bis zu 150 zusätzliche Gäste werden dann in der Regel begrüßt, auch dieses Event sorgt dafür, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Veranstaltung in bester Erinnerung behalten. Zum Abschluss gibt es einen Eltern-Spieler-Wettkampf. Die Standardfrage, die den Trainern und Betreuern am letzten Tag immer gestellt wird, lautet: „Geht es nächste Woche weiter? Es hat so viel Spaß gemacht.“ Diese Reaktion ist immer wieder Ansporn für Pasqualotto und sein Team, mit vollem Engagement die Planungen für das nächste inklusive Fußball-Camp erneut in Angriff zu nehmen.
(Rainer Kalb)

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